Hoch sollen sie heben!

Die drei Masten mit den vielen Ladebäumen sind charakteristisch für einen Stückgutfrachter. Die CAP SAN DIEGO verfügte damals über die komfortabelsten Anlagen dieser Art und war daher bei den Seeleuten und Hafenarbeitern als Arbeitsplatz beliebt. Die Bäume und Winden dienten dazu, in Häfen ohne ausreichende Kranvorrichtung das Schiff mit Gütern zu »laden« und zu »löschen« (entladen).

Die Tragfähigkeiten der Bäume reichten von 3 bis zu 15 Tonnen. Der Schwergutbaum am Vormast, »Fockmast« genannt, konnte sogar 50 Tonnen heben. Er ist an der blauen Schutzhaube an seiner Spitze zu erkennen.

Das Laden von Kaffee beispielsweise lief früher so ab: 15 Säcke von je 60 Kilogramm wurden mit Stroppen (speziellem Tauwerk) zu einer Hieve zusammengebunden. Dann wurden die 900 Kilo mithilfe der Ladebäume vom Kai in die Ladeluken gehoben. Dort lösten Hafenarbeiter die Hieve auf und stauten jeden Sack einzeln seefest. Das war ein enormer Kraft- und Zeitaufwand. Ein moderner 20-Fuß-Container trägt heute locker bis zu 20 Tonnen. Ihn mit der Containerbrücke auf ein Schiff zu heben und dort zu verlaschen, ist nur noch eine Sache von Minuten.

Vorn und hinten trägt die CAP SAN DIEGO zwei Wippkräne. Sie konnten je drei Tonnen heben und bedienten die Luken (Laderäume) I und V. Die Luken hätten sonst nur einseitig von den Ladebäumen der beistehenden Masten beladen werden können. Dank der Wippkräne konnten aber auch hier, wie in den anderen Luken, zwei »Gängs« Hafenarbeiter arbeiten.

Die Vielzahl der Winden und die kilometerlangen Drahtseile bieten dem Laien zunächst ein verwirrendes Bild. Die Logik der Anordnungen erschließt sich schneller, wenn im Bordbetrieb etwas an oder von Bord »gewinscht« (von »Winde«) wird. Vielleicht haben Sie bei Ihrem Besuch Glück und können so ein Manöver beobachten.

Zwischen den vorderen Masten lockt heute ein Hochseilgarten mutige Besucherinnen und Besucher, das Schiff und seine Umgebung aus anderer Perspektive zu erleben.